Rokoko
Empire
JLM 03 . 1815
Biedermeier
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Quelle: Journal des Luxus und der Moden . März, 1815
A. Modenbericht aus Wien
im Februar 1815
Auf den Spaziergängen, vorzüglich in den Mittagsstunden von 12 bis 2 Uhr auf
der bastei zwischen dem Burg- und Kärnthner Thore, dem gewöhnlichen
Sammelplatze der schönen Welt an freundlichen Wintertagen, sieht man die
Damen mit Oberröcken von farbigen Sammt, in allen möglichen Nuancen, mit Pelz
ringsum aufgeschlagen, theils mit großen Pelzkragen, noch häufiger aber mit
Pelerinen vom nämlichen Sammt, mit Pelze bsetzt. Der Aufschalg ist
meistentheils von blauem Fuchse. Auf dem Kopfe Hüte von verschiedenen Farben
mit Blumen oder Feder und kleinen Federn.
Zur Ballkleidung ist das Oberkleid von Petinet oder Krepp, das Unterkleid von
Atlas, etwas länger, doch auch sehr kurz und mit einer Bandbesetzung; das
Oberkleid mit Blumen, häufig aber auch mit drei bis fünf Streifen zwei
Quer-Finger breitem, schräg geschnittenem Atlas besetzt. Sind die Ballkleider
farbig, so hat das Unterkleid dieselbe Farbe, und die Blumen oder Besetzung
auch! Oft sieht man man auch die Petinet-Kleider durchaus mit ganz schmalem
Bande verziert, welches Streifen bildet. Zu großen Bällen tragen die Damen
viel Schmuck und Blumen im Haar, deßgleichen Atlasbänder von der Farbe des
Kleides; doch zu dem weniger großen Putze trägt man kleine Hüte, vorn
aufgeschlagen, mit vielen Federn, worunter oft ein kleines Mützchen
angebracht ist. Sehr beliebt sind die schwarzsammetnen mit weißen Federn.
Blondenhäubchen mit Blumen sieht man ebenfalls häufig auf Bällen.
B. Aus Berlin.
(Mit Abbildung auf Taf. 8.)
Ich kann für den Augenblick nichts weiter liefern, als die Zeichnung einiger
neuen Damen-Hüte, die hier am meisten circulieren.
Fig. 1 und 2. Ein blau und weißer Atlashut zum vollen Putze, von zwei Seiten
gezeichnet. Ein ganz runder, schräg liegender, flacher Teller bildet den
oberen Theils des Kopfs auf der linken Seite, auf welcher er dicht an dem
Schirma nliegt, mit dem er auf der andern Seite durch getollte Petinetfalten
ebenfalls verbunden ist. Der Aufschlag des Schirms ist von Atlas, und ebenso,
wie der Rand des Tellers, mit einer Chenillen-Bordure eingefaßt. Zwei lang
herunterhängende Quasten formiren einen Knoten, unter welchem eine weiße
Schwungfeder befestigt ist, die nach der andern Seite herüberfällt.
Fig. 3. Eine Mütze von rosa velours ras mit einem viereickigen Kopfe. Die
eine Ecke ist auf der linken Seite bis zum Schirme heruntergezogen. Die
Seitentheile umgeben hängende Schnuren mit Quasten. Der kleine runde Schirm
ist eine gute Hand breit, und wölbt sich rund in die Höhre. Hinter demselben
liegt eine Chenillen-Feder, welche auf der linken Seite tief herunterhängt.
Fig. 4. Ein Hut von grauem velours ras mit breitem Kopfe, und an demselben
sowohl, wie an dem Schirme mit Chenillen-Agremens eingefaßt. Unter dem Hute
befindet sich eine Petinethaube mit Velourstreifen besetzt.
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