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JLM 11 . 1792

Historische Quellen

Quelle: Journal des Luxus und der Moden . November, 1792

IV. Mode-Neuigkeiten.

1) Aus Teutschland
Mannheim, den 10ten Octbr. 1792.
Seitdem der Heilige Stuhl der Göttin Mode in Frankreich umgestoßen und ihre Kirche dort partibus infidelium ist, sind ihre Priesterinnen und Geweihten in Teutschland zwar ein wenig über diese Staatsumwälzung verlegen; allein sie scheinen mir im Grunde nicht sehr unwillig darüber zus eyn, nicht mehr so streng an dem Gängelbande von Paris geführt zu werden; und ich bemerke hie und da, daß sie sich die Freyheit nehmen von dem alten Ritual abzugehen, und eigenmächtige Veränderungen zu machen. Man wird toleranter. Man findet nicht mehr alles sogleich destable, abomidable und ridicule, nicht du dernier goût, und von der mode des Monats ist, weil - keine Moden-Diktatur mehr extsitirt; und man schon von der Caprice der Mode an die gefunde Vernunft appelliren kann, wenn eine geschmacklose oder alberne Neuigkeit eine ältere schönere und edlere Form, oder einen vernünftigern Gebrauch verdrängen will. Kurz man trägt sich, wie man will, und zum Theil - wie man kann.

Ich liefere Ihnen hier die Zeichnung einer neuen Chemise à plis, (Taf. 31.) in welcher ich jetzt viele junge Damen sehe, und die eine Person von gutem Wuchse wirklich schön kleidet. Sie sit von Carmelite Atlas, hat einen stehenden und liegenden Kragen, und sehr enge lange Aermel à l´Amadis, die vorn mit lilas Bande zugeschnürt sind, um recht knapp anzuliegen. Der Leib, welcher vorn herab bis in die Taille offen ist, hat vom Kragen herab bis auf den Rock sehr reichliche lose Flügel, welche beym Anziehen der Chemise in einige von oben herab laufende lange Falten gelegt werden, wovon dieß Kleid auch den Namen Falten-Chemise, hat. Das Corset hat einen Latz von dem nemlichen Atlas, und ist mit lilas oder violetten Bande geschnürt. Um die Taille läuft ein Gürtel von violetten Bande, hinten mit einer Schleife. Der Rock hat unten herum eine Garnirung von runden Dollen vom nemlichen Zeuche. Gewöhnlich trägt man dazu ein ganz einfaches Halstuch von weißen Linon; über welchem eine leichte goldne Kette mit einem Medaillon hängt.

Das kleine Häubchen hat Papilions von Blonden, eine Calotte von weißen Flor mit kleinen bunten und goldnen Blumen, um welche ein Kranz von weißen Rosen liegt, und ist hinten mit einer weißen Bandschleife gefaßt.


Information
Das Bildmaterial aus dem »Journal des Luxus und der Moden« mit freund-
licher Unterstützung zur Verfügung gestellt durch:

ThULB - Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek

Herzogin Anna Amalia Bibliothek . Klassik Stiftung Weimar



Kupfertafeln
Tafel 31.
Sept. 1792, Tafel 31.



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