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Männerkleidung


Spanische Weltmode 1550 - 1610

Jacken und Mäntel
Die Schaube entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem hüftlangen Mäntelchen von runder Form. In Deutschland konnte das "spanische Mäntelchen" die Schaube allerdings nicht von ihrem Platz drängen. Das spanische Mäntelchen, die "Capa" war in kreisrunder Form geschnitten und meist hüftlang. Bisweilen waren sie mit einem Umlegekragen oder einer Kapuze versehen. Die Kanten der Capa würden mit reich bestickten Borten oder mehreren Reihen goldfarbener Tressen verziert.

Oberteile
Der eng taillierte und stark wattierte "Schoßwams" war auch hochgeschlossen und mit einer hohen, steifen Hemdkrause versehen. Das Wams wurde abgesteppt, mit engen Ärmeln versehen, die an der Schulter einen ausgestopften Wulst erhielten. Schlitze, bei denen der Unterstoff sichtbar wurde, sind immer noch in Mode, jedoch nicht mehr so bauschig wie in der Renaissance.
Das Wams war zunächst vorn mit einer Spitze versehen, die später sogar bis zwischen die Oberschenkel reichte. Man stopfte die Spitze aus und gab ihr bald den Namen "Gänsebauch". Eine Polsterung aus Kleie oder Werg gab dem Wams seine charakteristische Form. Zudem sorgen bisweilen Fischbeinstäbe für die nötige Festigkeit.
Die Ärmel fielen glatt und faltenlos und wurden an das Wams angenestelt. Stickereien, Bänder, Borten und farbig unterlegte Schlitze schmückten die Ärmel. Heinrich III. galt als besonders modebewusst und änderte die Mode bisweilen nach seinen eigenen Vorstellungen. Mitte des 16. Jahrhunderts verschwand die Spitze und die Taillenlinie wurde gerade.

Unter dem Wams trugen die Herren ein weißes Leinenhemd, dessen abgesteifter, gefältelter Kragen bis zum Kinn hinaufreichte und einen Kontrast zur dunkeln Kleidung bildetete. Der gekrauste Kragen und die Hemdsärmel waren stets unter dem Wams sichtbar. Im Laufe der Zeit entwickelte sich diese Halskrause zum so genannten "Mühlsteinkragen". "Gran Gola", "Kröse" oder "Krause" sind weitere gängige Bezeichnungen. Dieser große, waagrecht abstehende Kragen wurde aus feinem Leinen gefertigt und am Saum mit Spitzen oder Stickereien verziert. Ein typisches Merkmal des Mühlsteinkragens sind die mehr oder weniger schmal gerollten und in mehreren Lagen angeordneten Falten, die sich wie ein Fächer um den Hals legten.
Ein steifer Unterkragen, der so genannte "Portefraise" diente der Kröse als Unterstützung.

Hosen
Statt Strümpfe und Kniehose trug der Mann nun eine enge "Trikot-Hose". In Spanien entstand die erste Trikot-Weberei, deren kostbare, seidene Trikots als Geschenke an die fürstlichen Höfe geliefert wurden. Auf einigen zeitgenössischen Gemälden lassen sich zarte bestickte Trikots erkennen.
Über die engen Trikot-Hosen wurden die so genannten "Heerpauken" getragen. Die Heerpauken waren etwa oberschenkellang und ausgestopft, so dass sie eine kugelige Form annahmen. Sie waren aus senkrechten Stoffstreifen gefertigt, die den Blick auf den Futterstoff freigaben. In Frankreich trug man die Heerpauken breit gebauscht und in Italien etwa knielang. In England wurden sie derart verbreitert, dass man die Sitze im Parlament verbreitern musste. Fischbeinstäbe und Auspolsterungen aus Werg und Kleie gaben der Heerpauke die gewünschte kugelige Form. In Deutschland ließ man die Auspolsterungen, die der Festigkeit dienten weg, so dass die Heerpauken locker und weich fielen.

Im Laufe der Zeit trug man statt unterer Beinkleider ebenfalls seidene Trikot-Strümpfe, die man an die Oberhose band. Der Hosenlatz wurde wie Wams und Heerpauke ebenfalls ausgepolstert und betonte somit das Geschlechtssteil des Mannes. Diese "Schamkapsel", auch "Braguette" genannt, wurde häufig sogar noch mit Schleifen, Schlitzen und Steppereien aufwendig verziert um die Betonung noch zu steigern. Um 1560 erreichte die Form der Heerpauke und der Schamkapsel ihren Höhepunkt. Von nun an wurde die Hosenform wieder allmählich länger, bis sie das Knie erreichte.

Unterkleidung
Die Unterhosen, die man unter den geschlitzten Heerpauken trug, waren aus Futterstoffen gefertigt und mit Rosshaar, Werg und Kleie ausgepolstert, um den Heerpauken ihre typische kugelige Form zu geben.

Stoffe und Farben
Schwarz und andere dunkle Farben wurden bevorzugt verwendet und bestimmten das typische Erscheinungsbild dieser Zeit. So wurden selbst Hochzeitskleider in schwarz gefertigt und aufwendig bestickt.
In Frankreich hingegen waren eher helle Farben beliebt, wie weiß, hellblau oder hellgrün. In Deutschland konnten sich die dunklen Farben nicht sonderlich durchsetzen, da bunte, leuchtende Farben nach wie vor beliebt waren. Die Kleidung war hauptsächlich aus kostbarer Seide gefertigt, in der Herrenmode verzichtete man lediglich auf die aufwendigen Gold- und Silberbrokate. Neben Seide war auch Samt äusserst beliebt.

Frisuren und Kopfbedeckungen
Mit zunehmender Größe der Halskrause wurde das Haar kürzer. Spitzbärte zusammen mit Schnurrbärten waren sehr beliebt und sind auf zahlreichen zeitgenössischen Abbildungen zu sehen.
Das flache, breite Barett der Renaissance wich der "Toque", einem entweder krempenlosen oder mit schmaler Krempe versehenem, zylindrischem Hut.

Accessoires/ Schmuck
Die Form des gewöhnlichen Kragens passte sich ebenfalls der strengen, steifen spanischen Mode an. Anfänglich setzte man am schmalen Stehkragen eine kleine Halskrause an. So wurde aus ihm die steife "Kröse", die waagerecht abstand. Sie wurde stets über dem Wams getragen. Um 1580 erreichte sie bald die Größe eines Mühlrades und wurde daher auch als "Mühlstein-Krause" bezeichnet. Katharina von Medici ließ sich gleich zwei dutzend Krösen aus Lucca mitbringen, während sich die englische Königin Elisabeth eigens eine Flamländerin kommen ließ, die ihre Krösen in die richtige Form brachte.
Wie die Damen schmückten sich die Herren mit kostbaren Ketten, Ohrringen, Armbändern und Fingerringen. Zudem waren Uhren sehr beliebt. Bisweilen trug man sie um den Hals und stattete sie kostbar mit Diamanten, Perlen und Rubinen aus. Zum typisch strengen Erscheinungsbild trugen die Herren einen Degen oder Dolch, der am Gürtel befestigt wurde.

Schuhwerk
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts Die renaissance-typischen "Kuhmaulschuhe" verloren ihre Breite und man ließ sie vorn spitz zulaufen. Der Herrenschuh war nun geschlossen und bedeckte wieder den ganzen Fuß, gelegentlich war er in Slipperform mit einer Spange gestaltet. Oftmals wurde seine Farbe auf die der Kleidung abgestimmt.



Antonius Anselmus und seine Familie, typische Kleidung der Spanischen Weltmode, 1577



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