Gründerzeit
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Wilhelm I. wurde Kaiser und der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck führte seine Politik die einst einzelnen deutschen Länder zusammen. Das "Drei-Klassen-Wahlrecht" wurde eingeführt. In der Chemie- und Elektroindustrie verzeichnete man erhebliche Fortschritte. So entstanden die erste elektrische Eisenbahn, der erste elektrische Fahrstuhl und Fahrräder mit Luftreifen und Drahtspeichen. Die erste elektrische Straßenbeleuchtung wurde 1882 in Berlin in Betrieb genommen. Das Bürgertum verfügte nun über eine große wirtschaftliche Macht. Bürger wie Apotheker, Rechtsanwälte, Ärzte und Ministerialbeamte waren erfolgreich und verdienten gut und strebten einen adligen Lebensstil an. Es ging nunmehr darum, soviel Kapital wie möglich zu erwerben.
Die meisten Ehen waren eher zweckbestimmt und der Ehepartner wurde nach politischen und wirtschaftlichen Interessen ausgewählt. Die Frauen hatten nach wie vor keine Rechte und zum Teil wurde ihnen mittels Medizin und Psychologie Intellekt und Sexualität abgesprochen. Arbeiterinnen verdienten bei gleicher Tätigkeit denselben Lohn wie Männer. Die Missstände und die Armut in den Arbeiterfamilien ließen etliche Frauenorganisationen entstehen und bescherten der sozialdemokratischen Partei eine steigende Mitgliederzahl. Die Rolle der Frau war in der Gesellschaft lediglich auf die der Mutter festgelegt. Vereinzelt gelang es jedoch besonders starken Frauen ein Studium an einer Universität zu absolvieren.
Durch den zunehmenden Wohlstand des Bürgertums wurden prächtige Opernhäuser, Kaufhäuser, Brücken und Bahnhöfe errichtet. In der Inneneinrichtung bevorzugte man schwere Eichenmöbel, die an die Zeit der Renaissance und des Barock erinnerten. Der erste elektronische Webstuhl ermöglichte eine Steigerung der Produktivität. 1861 wurde die erste mechanisch angetriebene Wirkmaschine in Betrieb genommen. Aber auch in der chemischen Industrie schritt die Entwicklung von synthetischen Fasern voran. Die Maschinenstickerei ermöglichte nun auch den steigenden Bedarf an modischem Beiwerk zu decken.
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