Frauenkleidung
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Oberteile
Die Oberteile der Kleider waren eng und hochgeschlossen und liefen vorn zu einer Spitze aus. Oftmals hatten diese Mieder einen jacken- oder westenähnlichen Schnitt. Zahlreiche Knöpfe und Stickereien dienten als Verzierung. Die Ärmel waren lang und wurden entweder als glatte Röhrenärmel oder als unten offene Pagodenärmel getragen. Gelegentlich besaßen die Ärmel eine leichte Keulenform.
Röcke
Die Krinoline verschwand allmählich und aus den in Anlehnung an das Rokoko hinten hochgerafften Rockschleppen entstand bald die "Tournüre". Dieses halbkreisförmige, lange Gestell aus Stahl- oder Fischbeinstäben oder auch aus Rosshaarpolster um das Gesäß gebunden, ließ das Gesäß erheblich größer erscheinen. Über diese Tournüre wurde der Rock des Kleides bauschig gerafft. Im Laufe der Zeit bauschte man die Tournüre immer höher auf und der darüberliegende Rock wurde immer aufwendiger gestaltet.
Mitte der 80er Jahre tauchte die Tournüre als "Cul de Paris" wieder auf und war größer und voluminöser gestaltet. Ein typisches Merkmal dieser Zeit waren die Drapierungen. Die Röcke wurden vorn schürzenähnlich gerafft. Oftmals waren die Röcke so eng geschnitten, dass die Damen kaum gehen konnten. So blieb eine Verkürzung des Rockes nicht aus. Zum Teil reichte dieser enge Rock sogar nur bis zur halben Wade, wobei unten angesetzte Falten und Volants das Bein bedeckten. Plisseeröcke und Plisseegarnituren wurden im Laufe der Zeit immer beliebter, neben Spitzen, Rüschen und Jet- und Chenillestickereien verliehen sie den Kleidern ein elegantes Aussehen.
Kleider/Kostüme
Die Kleider jener Zeit wurden an antike und barocke Formen angelehnt. Häufig wirkten sie durch übermäßige Drapierungen, Spitzen, Fransen, Borten, Quasten Jet- und Perlenstickerei recht überladen. Diese Kleider bestanden aus einem westenförmigen Oberteil, einer Taille, das im Rücken in Gesäßhöhe hochgerafft wurde. Der Rock des Kleides war bodenlang und lief in einer Schleppe aus. Gelegentlich wurde ein zweiter, kürzerer Rock darüber getragen, den man ebenfalls hochhob und aufbauschte.
Als Tageskleider wurden diese Kleider hochgeschlossen und am Hals mit einem zarten Rüschenrand versehen. Als Ballkleid wurde das Dekolleté tief heruntergezogen, wobei viereckige Ausschnitte beliebt waren. Die Schultern waren kaum noch bedeckt. Die Ärmel waren meist kurz und puffig und mit kleinen Rüschen und Blumen verziert. Ab Mitte der 70er Jahre wurden die Kleider zunehmend enger und die Tournüre verkleinerte sich zu einem nach hinten ausladenden Unterrock. Ganze zehn Jahre hielt sich die Tournüre bis sie aus der Mode gänzlich verschwand. Die Drapierungen verschwanden allmählich und der Rock des Kleides wurde eng und ließ den Blick auf den Fuß frei.
Sowohl Tages- als auch Abendkleider liefen in einer Schleppe aus, die mit Blumenranken und Rüschenborten verziert war. Das Vorderteil des Rockes hingegen wurde nur mit einer kleinen Raffung gestaltet. So genannte "Prinzesskleider", Kleider ohne Taillennaht, ließen die Figur noch schmaler erscheinen.
Mitte der 80er Jahre kamen erste "Kostüme" auf. Die meist aus gestreiften oder karierten Kammgarn gefertigten Kostüme wechselten rasch ihre Jacken- und Mantelformen. Anfang der 70er Jahre waren die Jacken kürzer oder länger geschnitten, wattiert, mit oder ohne Pelzbesatz und meist mit hinten abstehenden Schößen versehen, um die durch die Tournüre bestimmte Silhouette zu betonen. Später, als die Mode enger wurde, nahm man die Form des von den Männern getragenen Paletots auf und verzierte ihn mit Pelz, Samt und Posamenten, wobei die Länge des Paletots variieren konnte.
Unterkleidung
Mit der Entwicklung der Unterkleidung in den 70er Jahren begann ein neuer Abschnitt in der Damenmode. Durch die schlanke Form der Mode musste sich auch die Unterkleidung dieser Entwicklung anpassen.
Erste Kombinationen aus "Unterhemd" und "Unterhose" wurden modern. Mittlerweile genügte ein einziger Unterrock. Charakteristisch für die Kleidung der Frau war immer noch das Korsett und die Küraßtaille prägte in den 70er und 80er Jahren das Erscheinungsbild der Frau. Die Taille und die Hüfte wurden durch ein stark verlängertes, bis zur Hüfte reichendes Korsett in eine schmale Form gebracht, wohingegen der Busen nach oben gedrückt wurde. Dieses Korsett wurde über dem Unterhemd getragen und seine Farben reichten von cremefarben bis zartem violett.
Stoffe und Farben
Tagsüber trugen die Damen hauptsächlich Kleider aus dunklen Woll- oder Seidenstoffen oder Samt. Die Abendtoilette hingegen war aus feinstem Satin oder Seide gefertigt. Für die Sommer- und Abendgarderobe wurden helle Pastellfarben bevorzugt, beliebte Farbtöne waren Rosa, Lila, Gelb, Blau, Smaragdgrün, dunkle Rottöne und Bronze, die man in den verschiedensten Varianten miteinander kombinierte. Im Winter trugen die Damen mit Vorliebe dunkle Schottenkaros, die mit dazu passenden Farben wie dunkelgrün, tabakbraun, marineblau und grau ergänzt wurden.
Die meist einfarbigen Damenkleider waren verziert mit Fransen, Quasten, Borten, Rüschen, Federn und Pelzen, sowie aufwendigen Stickereiarbeiten aus Seidenband und Gold- oder Silberkordeln, die mit Perlen oder kleinen Jetsteinen besetzt waren.
Sportbekleidung
Die zunehmend sportliche Betätigung der Frau erforderte eine passende "Sportbekleidung". Das Baden und Schwimmen war sehr beliebt. So gehörten zur kompletten "Badekleidung" eine rüschenbesetzte Badekappe oder ein Hut aus Wachstuch, eine Tunika, Sultanin-Beinkleider, Strümpfe und Badeschuhe. Das Korsett wurde selbst beim Baden nicht abgelegt und gehörte zur vollständigen Badekleidung.
Um 1870 kam in England das erste "Tenniskleid" auf. Sein fußlanger Schnitt glich dem eines Tageskleides, jedoch wurde es weniger aufwendig gestaltet. Für Turnübungen trugen die Damen lange, meist schwarze Gewänder, die lose fielen. Jedoch boten diese Kleider nur relative wenig Bewegungsfreiheit. Trotz allem war nun der Schritt zur zweckmäßigen, funktionellen Kleidung vollbracht.
Frisuren und Kopfbedeckungen
In den 70er Jahren zierten mit Schleifen, Spitzen und Blumen geschmückte Lockenprachten den Kopf. Zum Teil nahmen diese Lockengebilde erhebliche Ausmaße an und machte den Einsatz von Haarteilen erforderlich. Gegen Ende der 70er Jahre wurde die Frisur jedoch einfacher. In den 80er Jahren passten sich die Frisuren der schmalen Kleiderlinie an, so wurden sie mittels Krepp- oder Welleneisen zu Locken geformt und oft am Hinterkopf in Form eines Knotens zusammengehalten. Die abendliche Frisurenmode wurde ebenfalls einfacher. Man schmückte das Haar lediglich mit einer Blume und steckte es mit Schildpattkämmen zusammen. Auf das Färben wurde nach wie vor nicht verzichtet, vor allem das graue oder rote Haar wurde blond oder dunkelbraun gefärbt.
Wegen der aufwendigen Frisuren wurden in den 70er Jahren eher kleine Hüte, so genannte "Kapotthütchen", getragen. Man trug sie schräg nach vorn oder am Hinterkopf sitzend und mit einem Schleifchen gehalten. Oft waren sie mit Spitzen, Volants, Schleifen und Blumen geschmückt. Gelegentlich besaß das Kapotthütchen einen Schleier aus Tüll oder Spitze, der ins Gesicht gezogen wurde. In den 80er Jahren trug man neben dem Kapotthütchen auch wieder größere Hüte, wie den runden Stoff- oder Panamahut. Große Federn waren ein beliebter Aufputz.
Accessoires/ Schmuck
Mit Rüschen oder Stickereien verzierte Handschuhe aus feiner Baumwolle oder Glacéleder waren ein unerlässliches Accessoire für die elegante Dame. In der Abendmode reichten die Handschuhe bis zum Ellenbogen oder bis zu den Achseln. Die Abendhandschuhe waren mit Steppereien oder Perlenstickereien verziert. Neben Handschuhen gehörte ein Muff zur winterlichen Kleidung.
Da Schirme nun auch durch die Massenproduktion erschwinglich wurden, konnten Sonnen- und Regenschirme passend zur Garderobe ausgewählt werden. Aufgemalte Medaillons, farbige Tüll- und Spitzenvolants, Falten, Rüschen und Schleifen schmückten die Schirme. In den 70er Jahren wurden lange, zierliche Stockschirme beliebt. Schwarze Seidenschirme, die man als Regen- oder Sonnenschirm verwenden konnte, kamen in den 80er Jahren auf.
Sowohl tags, als auch abends gehörte ein farblich auf das Kleid abgestimmter "Fächer" zur vollständigen Garderobe. Meist war dieser aus Seide oder Papier und mit floralen oder figürlichen Motiven bemalt oder bestickt. Zur Abendtoillette trug man ein Fächer aus Tüll, verziert mit Straußenfedern und Stangen aus Perlmutt oder Elfenbein. Schmuck im ägyptischen oder im Renaissance-Stil war äußerst beliebt.
Schuhwerk
Nach wie vor trugen die Damen geknöpfte oder geschnürte Halbstiefel, die das Bild der Tageskleidung bestimmte. Sie waren mit Steppnähten und Quasten verziert. Mit dem kürzeren Rocksaum kamen Halbschuhe auf, die jedoch eher zu festlichen Anlässen getragen wurden. Sie waren mit einem Querriegeln, Stoffrosetten und Falbeln verziert. Der festliche Abendschuh wurde aus feiner Seide gefertigt. Um die Figur zu strecken und schmaler erscheinen zu lassen, waren hohe Absätze beliebt.
Die Reformbewegung
Im Laufe der 80er Jahre, in denen die Frauen immer mehr am öffentlichen Leben teilnahmen und auch beruflich tätig waren, nahm der Wunsch nach einer Veränderung der Kleidung erheblich zu. Zahlreiche Frauen nahmen gegen die vom Korsett bestimmte Mode den Kampf auf. Zudem zwang die wirtschaftliche Krise in den 80er Jahren die Frauen zur Ausübung eines Berufes und machte somit die Reformierung der Frauenkleidung unumgänglich. Aber auch die Unterkleidung der bedurfte einer Veränderung, zu der vor allem die Ärzte riefen, da sie erkannten, dass das Korsett vielerlei Krankheiten verursachte.
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