Frauenkleidung
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In der Mode entwickelten sich zwei Richtungen, eine die das Korsett erfordert, die andere die es strikt ablehnt. Die Korsettmode machte die Frau körperlich hilflos und dem Mann unterlegen. Ab 1900 veränderte sich die Silhouette der Frau völlig und wurde vom Senkrückenkorsett bestimmt, das die Taille eng zusammenhielt, den Leib zurückdrückte und das Gesäß herauspreßte. durch den lockeren Sitz des Oberteils wurde die Magengegend betont.
Neben den Kleidern mit Schlepprock und Blusentaille trug man oft auch durchgehend geschnittene Prinzeßkleider. Tagsüber bedeckte das Kleid mit Stehkragen und überbodenlangem Rock den Körper völlig, die Dame ließ aber beim Gehen durch Raffen den Unterrock hervorblitzten. Am Nachmittag trug die elegante Dame ein Kostüm mit weitem, schleppendem Glockenrock, die kurze Jacke in Boleroform war mit Borten, Tressen, Steppereien oder Samtblenden verziert.
Blusen aus dünnen, durchsichtigen Materialien wie Chiffon, Crepe de Chine, Voile oder Seidenkrepp waren beliebt und bauschten über der Gürtellinie. Große Dekolletés wurden durch Tüll, Spitzen oder Chiffon dezent überspielt.
Die z.T. wagenradgroßen Hüte dienten als Gegengewicht zur unteren Breite des Rockes, auch die Frisuren wurden immer umfangreicher. Es herrschte eine enorme Nachfrage nach falschen Haarteilen, die der Frisur ihre ungeheure Fülle gab. Die große Hüte wurden mit Straußen- oder Reiherfedern, Blumen und Schleifen geschmückt. Um 1907 erreichten die Hüte eine Breite bis zu 60cm. Für die Sommergarderobe war der Spitzenhandschuh eine "Sensationelle Neuheit". Boas aus Federn, Chiffonrüschen und Pelz von beträchtlicher Länge und Fülle waren äusserst beliebt.
Die Reformkleidung
Künstler und Ärzte wandten sich gegen die ungesunde Korsettmode. Mit der Reformkleidung kämpften die Frauen um die Gleichstellung mit dem Mann und befriedigen ihre eigenen Bedürfnisse nach bequemer und gesunder Kleidung. Diese Frauen stellten eine Bedrohung für die Vormachtstellung des Mannes dar, sie wurden verspottet und bedroht; die Reform der Frauenkleidung wurde damit tatsächlich zum politischen Problem. Die Tornüre verschwand zu Beginn der neunziger Jahre und der Rock fiel ohne Versteifungen, leicht erweitert bis zum Boden.
Nach griechischem Vorbild wurde das Kleid unter der Brust gebunden oder durch ein kurzes Jäckchen ergänzt. Die Ärmel verbreiterten sich extrem wie im Biedermeier, sie wurden oben glatt eingesetzt und erweiterten sich ab Ellenbogen bauschig bis zum Handgelenk und schlossen mit einem Bündchen ab. Oft ist diese Kleidung mit Jugendstilmuster verziert. Der Frauensport veränderte ebenso das Bild der Kleidung. Radfahrerinnen trugen Pumphosen die bis zum Knie reichten, dazu eine lose fallende Bluse mit Stehkragen oder einem kleinen, viereckigen Ausschnitt und Schnürstiefel.
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