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Frauenkleidung
Barock ca. 1610 - 1715

Frühbarock 1610 – 1650

Die Damenmode veränderte sich wesentlich langsamer, als die Herrenmode. Die strengen spanischen Formen wurden aufgelockert und das Bürgertum übernahm die belgische und niederländische Mode. Das holländische Barock gilt als Blütezeit des Bürgertums. Die gefällige, ungekünstelte Art sich zu kleiden wurde vor allem von den holländischen Bürgerinnen übernommen und zu ihrem Höhepunkt gebracht. Die steife und übergroße Mühlsteinkrause wurde von schulterbreiten, horizontal verlaufenden Batist- oder Leinenkragen, die mit kostbaren Spitzen verziert waren, ersetzt. Borten- und Bandschmuck erfreute sich allgemeiner Beliebtheit.

Jacken und Mäntel
Eine Pelerine und eine Schoßjacke dienten als Überkleidung.

Oberteile
Nach wie vor trugen die Damen ein enges Miederoberteil. Anfangs war das Mieder noch mit Blankscheits verstärkt. Vorn erhielt es eine tief heruntergezogene Spitze, "die Schneppe". Das kurze Mieder mit seinen angenestelten, geschlitzten Schößen besaß kurze, bauschige Ärmel. Die Ärmel wurden in den verschiedensten Formen gestaltet und waren zum Teil geschlitzt und mit spitzenbesetzten Fechtermanschetten versehen. Sie konnten mehrfach gebauscht sein oder eng anliegen. Das Schoßleibchen besaß eine hohe Taillenlinie, die oftmals noch durch eine umgebundene Schärpe betont wurde.
Anfang des 17. Jahrhunderts wollten die Damen wieder ein größeres Dekollete. Die meist viereckigen Ausschnitte wurden mit einem zarten, durchscheinenden Batist- oder Spitzentuch, der "Palatine" bedeckt.

Röcke
Um 1630 verschwand der steife Reifrock und die Röcke fielen nun locker in Falten. Trotz allem wollten die Damen aber nicht auf die Betonung ihrer Hüften verzichten und legten sich den "Weiberspeck" um, einen gepolsterten Hüftring. Der Rocksaum erhielt bald eine kleine Schleppe.

Kleider/Kostüme
Charakteristisch für die holländische mode jener Zeit war der so genannte "Vlieger", ein vorn geöffnetes Überkleid. Mit seiner steifen, taillierten Form blieb er bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts modern. Häufig war er aus schweren dunklen Seidenstoffen gefertigt. Bisweilen war er mit angenestelten Ärmeln versehen oder ließ den Blick frei auf die Ärmel des Mieders. Gelegentlich trugen ihn sehr reiche Damen mit einem zusätzlich angebrachten Rückenmantel.

Unterkleidung
Mehrere Unterröcke in verschiedenen Farben waren sehr bliebt und wurden beim Hochraffen des Rockes sichtbar. Sie waren bisweilen mit mehreren gold- oder silberfarbenen Spitzen verziert Die Damen trugen bereits erste Unterbeinkleider.

Stoffe und Farben
Während des Krieges brach fast die gesamte europäische Textilindustrie zusammen. In Deutschland stand die Produktion fast vollkommen still. Frankreich und Italien hingegen konnten weiterhin kostbare Stoffe herstellen. Diese Stoffe waren besonders am Hofe Ludwig XIII. beliebt, vor allem die gold- und silberdurchwirkten Seidenbrokate aus Italien. Klöppel- und Reliefspitzen wurden in verschwenderischem Ausmaß getragen. Taft, Seidensamt, Wollsamt und Batist waren bevorzugte Materialien für die Kleidung des Adels. Matte Farben wie Blaßgelb, Blaßgrün, helles Blau und Rosa wurden mit Vorliebe getragen. Daneben behauptete sich nach wie vor das strenge Schwarz.

Frisuren und Kopfbedeckungen
In der holländischen Mode waren Hauben in den verschiedensten Formen beliebt. Zu den anfänglich noch getragenen Mühlstein- oder Stuartkragen frisierten die Damen ihre Haare streng nach hinten, und formten sie am Hinterkopf zu einem Haarknoten. Der Knoten wurde mit Perlen oder Federn verziert. Nachdem die Mühlsteinkrause verschwunden war, wurden die Frisuren wieder länger. Die Haare wurden nun in einem Querscheitel am Oberkopf abgeteilt und am Hinterkopf zu einem Knoten aufgesteckt. Die Seitenhaare formte man kunstvoll zu lang herunterhängenden Korkenzieherlocken. Manchmal ließen die Damen auch kleine Lockenfransen als Pony auf die Stirn fallen.

Accessoires/ Schmuck
Weder Mann, noch Frau verzichteten auf den zartesten Schmuck: die Spitze. Schmuck wurde nun immer mehr nur noch von den Frauen getragen. Zu den kurzen halsnahen wurden langen Perlenketten. Edelsteine wurden kunstvoll geschliffen und schmücken Ringe, Anstecknadeln und Ketten. Daneben waren Armreifen und Medaillons beliebt. In Mode kamen auch spitzenbesetzte, weiße Taschentücher.

Schuhwerk
Der Absatz kam immer mehr in Mode und wanderte im Laufe der Zeit von der Ferse zur Fußmitte. Typische für die Schuhmode waren die seitlichen Aussparungen und der verzierte Verschluß. Samt, Damast, Rau- oder Glattleder waren bevorzugte Materialen. Unterschuhe aus Kork sollten die edlen Schuhe vor Straßenschmutz schützen.

Kosmetik
Gewaschen wurde sich nur äußerst selten da man glaubte, dass Bäder und Dampfbäder Krankheiten und Tod herbei führen würden. So beschränkte man sich lediglich auf das Reinigen der Unterwäsche. Parfüms aus Moschus und Ambra sollten den üblen Körpergeruch überdecken.
Die Haare wurden ebenfalls parfümiert und gepudert. Mittels Bleiweiß und Kalk versuchte man den beliebten hellen bis weißen Teint zu erzielen. "Mouches", kleine Schönheitspflästerchen, die an Augen- oder Mundwinkel, Stirn, Wange oder Nase angebracht wurden, waren sehr beliebt.


Hochbarock ca. 1650 – 1680

Der französische Hof wurde nun zum Modezentrum und beeinflußte alle Schichten der europäischen Nationen. Jeden Monat wurden lebensgroße Puppen nach der letzten Mode gekleidet und in europäische Hauptsstädte verschickt. Großes Interesse galt den Mätressen. Die Fürsten festigten ihre politsche Machte und der Adel erlangte wieder seine kulturell führende Position. Der Absolutismus begann.

Oberteile
Die Frauen legten Wert auf eine schmale Taille und das Leibchen mit großem Schulterausschnitt wurde geschnürt. Der Ausschnitt wurde von einer glatt fallenden Spitze, "Berthe", gerahmt.

Unterkleidung
Das Korsett war gegen Ende des Hochbarock extrem steif, da Stäbchen an Stäbchen genäht war. Die Stäbchen bestanden aus 0,3cm breiten Fischbein. Später reduzierte man die Anzahl der Stäbe auf 14. Es war aus doppeltem Leinen oder Baumwolle gefertigt und wurde eher ohne Verzierungen gestaltet. Die Form des Korsetts wurde durch die Lage der Stäbchen bestimmt. Der Stecker des Kleides war ebenfalls mit Stäbchen ausgestatt, die jedoch später ebenfalls reduziert wurden. Die Stäbe des Steckers konnten waagerecht oder senkrecht angeordnet sein. Ein dicker Draht, der sich in der vorderen Ausschnittkante befand ermöglichte eine gleichmäßig gewölbte Form. Der Busen wurde durch dieses Korsett flach und nach oben gedrückt. Bisweilen arbeitete man bei einem größeren Busen bis zu 1cm dicke und 4-6cm breite, querliegende Fischbeinstäbe ein. In der vorderen Mitte befand sich eine eingearbeitete Tasche, in die eine Platte aus Fischbein, später auch aus Holz oder Metall geschoben werden konnte. Diese Platte war genau in der gewünschten Korsettrundung vorgeformt. Zum Teil war auch das rückenteil mit einer Platte versehen. Die Korsetts wurden immer hinten geschnürt, dabei begann man ganz fest in der Taille zu schnüren und wurde nach oben etwas lockerer.

Stoffe und Farben
Aus Frankreich wurden Mitte des 17. Jahrhunderts schwarze Spitzen eingeführt, die sich großer Beliebtheit erfreuten. Aus ihr wurden ganze Kleider getragen. Aber auch die weißen Spitzen wurden weiterhin in Hülle und Fülle verwendet. Für Mieder und Oberrock benutzte man bevorzugt schwere Stoffe wie Samt und Seidentaft, welche mit Stickereien und Rüschenborten verziert wurden.

Frisuren und Kopfbedeckungen
Die Haare wurden gescheitelt und mit langen Locken über den Ohren und einem zierlichen "Nest" am Hinterkopf getragen.

Accessoires/ Schmuck
Lange Handschuhe und ein Fächer komplettierten die Kleidung der Frau. Im Winter wärmte ein "Muff" aus Pelz oder Stoff die Hände der Frau.


Spätbarock ca. 1680 – 1715

Der französische Hof diktierte die Mode.Bewußte Künstlichkeit und Prachtentfaltung durch kostbare Stoffe, Spitzen und Schmuck bestimmten die Erscheinung beider Geschlechter. Sowohl die Frauen, als auch die Männer parfümierten und schminkten sich reichlich, die Hygiene ließ jedoch zu wünschen übrig. Fast alle Vertreter der höheren Schichten trugen z.T. mehrere Pfund schwere Perrücken aus rotblond eingefärbten Menschen-, Ziegen-, Pferdehaar oder Wolle. Schönheitspflästerchen in Form von Fliegen, Käfern und Blumen waren sowohl bei Frauen, als auch bei Männern beliebt. Bisweilen wurden bis zu zwanzig dieser Pflästerchen auf Gesicht, Hals und Dekollte verteilt.

Jacken und Mäntel
Ein Wollumhang oder ein Tuch diente als Schutz vor Kälte. Mäntel im eigentlichen Sinne wurden von den vornehmen Damen nicht getragen. Daheim trug die elegante Dame eine "Mantua", einen locker fallenden Hausmantel, der meist aus kostbaren Stoffen gefertigt war.

Oberteile
Über dem formgebenden Schnürmieder trugen die Damen ein Mieder, das nur mit Schleifen, Spangen oder Schnüren geschlossen wurde. In der vorderen Mitte wurde nun ein kostbar bestickter oder mit Spitzenborten verzierter Einsatz, der so genannte "Stecker" sichtbar. Der Stecker konnte entweder seitlich in das Mieder eingehakt oder unter die Schnürung gesteckt werden. Der Ausschnitt des Mieders wurde größer und ließ mit Wegfallen des Kragens die Schulter und einen Teil der Brust frei. Der Rand des Mieders wurde nur noch mit kleinen, schmalen Spitzenborten besetzt.
Die halblangen Ärmel wurden am Ellenbogen mit Spitzen und Schleifen verziert. Anfangs waren sie waren sie noch weit und bauschig geschnitten, im Laufe der Zeit verengte sich jedoch ihre Form. Am Ärmelsaum blickte der mit Spitzen verzierte Hemdärmel hervor.

Röcke
Der vorn geöffnete und nach hinten geraffte Oberrock, die "Robe", lief in einer langen Schleppe aus. Der hinten in der Taille ansetzende "Cul", ein Gestell aus Roßhaar und Fischbein, und die Drapierung des Oberrockes betonten das Gesäß. Gelegentlich verzierten Schleifen oder Schmuckspangen den an der Seite hochgenommenen Rock.
Robe und das Mieder hatten die gleiche Farbe und wurden zusammen als "Manteau" bezeichnet. Unter dem vorn offenen Oberrock kam der "Jupe" zum Vorschein, ein aufwendig bestickter Seidenrock. Er war aus kostbaren Stoffen gefertigt und mit Spitzenborten, Fransen, Bordüren und im Winter sogar mit Hermelinborten besetzt.

Unterkleidung
Das mit Fischbein verstärkte "Schnürbrust" wurde enger geschnürt und zur Verstärkung des Vorderteils mit einem "Blankscheit" versehen. Das Blankscheit oder auch "Planchette" war aus Holz, Elfenbein, Fischbein, Metall oder Perlmutt gefertigt und bildete vorn eine heruntergozogene Spitze, die Schneppe. Lediglich die Damen aus den unteren Schichten trugen die Schnürbrust über einem Hemd. Von den reicheren, vornehmen Damen wurde sie unter dem Mieder getragen.

Stoffe und Farben
Am königlichen Hof Ludwig des XIV. liebte man prunkvolle, luxuriöse Stoffe. Lyon entwickelte sich mit seinen kunstvoll gemusterten Stoffen bald zur Metropole für Seidenstoffe. Berlin und Brandenburg waren für ihre Wolltuche berühmt.
Durch den Handel mit Indien kamen Baumwollstoffe, und feine Musselins nach Europa. "Indiennes", indische, bedruckte Baumwollstoffe verdrängten bald die einheimischen Leinen- und Wollgewebe. Neben Seide und Brokaten wurden Damaste und Samt bevorzugt verwendet, aber auch leichtere Stoffe wurden zusehends beliebter. Besonders beliebt waren fantasiereiche Muster aus Früchten, Blättern, Ranken, Blüten, Drachen und chinesischen Landschaften. Kräftige Farben wie Blau, Grün, Rot und Gelb lösten die Ton in Ton gehaltenen Farben ab.

Frisuren und Kopfbedeckungen
Im Laufe der Zeit wuchs die Frisur der Dame immer mehr in die Höhe. Da das eigene Haar kaum für diese hochstehende Frisur reichte, arbeitete man eine so genannte "Fontange" in die Frisur ein, eine aus Spitze, Leinwand und Draht bestehende hohe Haube. Die Haube wurde am Hinterkopf getragen und ihre verstärkte, in Falten gelegte Spitze ragt am Oberkopf in die Höhe. Bisweilen erreichte sie eine Höhe von bis zu 60cm. Ab den 90er Jahren nahm die Höhe jedoch wieder ab und sie wurde niedriger. Metallstäbe gaben diesem Aufbau seinen Halt.
Zahlreiche zeitgenössische Abbildungen zeigen Damen mit gelocktem Haar, das mit Hilfe von hölzernen Lockenstäben in Form gebracht wurde. Die Locken umrahmten das Gesicht und gelegentlich ließ man am Hinterkopf einige Korkenzieherlocken unten aus der Fontange hervorschauen. Schleifen, Juwelen und Perlen dienten dieser Frisur als Schmuck. Diese Haarmode blieb über 30 Jahre modern.

Accessoires/ Schmuck
Am prunkliebenden Hof Ludwig XIV. waren kostbare geschliffene Schmuckstücke gern getragen und der Diamant wurde zum beliebtesten Stein. Die Schmuckstücke wurden mit Schleifen, Blättern, Ranken, Blüten und Fächern verziert. Medaillons mit Bildnissen, Broschen, Agraffen, Ohrgehänge, Perlenketten und Diamantenschnüre waren die bevorzugten Schmuckstücke der Damen. Weniger reiche Damen trugen Schmuck aus Strass-Steinen. Im Winter waren lange Handschuhe und ein Pelz-Muff beliebtes modisches Beiwerk.

Schuhwerk
Die Schuhe der Damen liefen nun vorn in einer Spitze aus und wurden entweder als Pantoffel oder als geschlossener Schuh getragen. Der Absatz der Schuhe wurde leicht geschwungen. Beliebte Materialien waren Samt, Damast, Brokat und Glacéleder. Kostbare Stickereien und Borten verzierten den Schuh.



 Willem Buytewech, 1622, typische Kleidung des Frühbarock

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Kragenformen in der Damenmode des Barock 1610 - 1715
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